04.2016
Win-win-Situation
Als Finanzierungsalternative entdecken Mittelständler momentan das Darlehen von Angehörigen oder Freunden. Damit so ein privater Kredit funktioniert, gilt es, ein paar Formalitäten zu beachten.
Bankkredite sind tür viele Unternehmen ein Graus. Eine vermeintlich unkomplizierte Alternative sind hingegen Darlehen von Angehörigen und Freunden. Die aktuelle Rechtsprechung erweitert hier den Gestaltungsspielraum, mahnt aber auch zur Weitsicht.
Viele mittelständische Firmen empfinden den Zugang zum klassischen Bankkredit als aufwendig, zeitraubend und teuer. Auf der Suche nach Finanzierungsalternativen ziehen viele Unternehmen die Finanzkraft von Verwandten und Freunden in Betracht. Dies ist eine verlockende Option für alle Beteiligten. Jedoch sollten Darlehen aus dem Familien- und Freundeskreis genauso gründlich ausgestaltet werden wie Verträge unter Fremden, rät die Niederrheinische Steuerberatungs- gescllschaft WWS. Andernfalls drohen Schwierigkeiten mit den Finanzbehörden.
Gute Konditionen, hohe Zinsen
Von privat gewährten Firmenkrediten können Kreditnehmer und -geber profitieren. Unternehmen ersparen sich eine zeitraubende Bonitätsprüfung und steigern ihre Liquidität zu vergleichsweise günstigen Konditionen. Private Kreditgeber hingegen erzielen für ihr Kapital höhere Zinserträge als auf dem Festgeldkonto. Obendrein versteuern sie ihre Erträge unter Umständen nur mit dem Abgeltungssteuersatz von 25 Prozent. Bedingung für den Steuervorteil ist aber, dass Kreditnehmer und Kreditgeber keine „nahestehenden Personen“ im juristischen Sinne sind. Maßgeblich dafür ist, ob einer der Vertragspartner einen „beherrschenden Einfluss“ ausüben kann. Beispiel: Bleibt einem Unternehmer ein Bankkredit versagt und er greift auf die Finanzkraft seiner Eltern zurück, unterliegt er mangels Alternativen ihrem beherrschenden Einfluss.
Geld vom Ehepartner
Die aktuelle Rechtsprechung weitet die Steuervorteile für privat gewährte Firmenkredite aus. Laut einem neuen Urteil des Bundesfinanzhofs gelten selbst Ehepartner nicht automatisch als nahestehende Personen (BFH, Az. VIII R 8/14). Das Urteil ist insbesondere für familiengeführte Unternehmen interessant: Es lohnt sich nun zu prüfen, ob der Ehepartner als Kreditgeber der Firma infrage kommt.
Bei allen Vorteilen sollten allerdings die steuerlichen Fallstricke nicht außer Acht gelassen werden. Firmen können die Kreditkosten nur dann ais Betriebsausgaben oder Werbungskosten absetzen, wenn sie mit dem Kapital Einkünfte erzielen.
Erhöhte Vorsicht ist bei Investitionen in gemischt genutzte Wirtschaftsgüter wie einen Dienstwagen geboten. Wird ein Firmen-Pkw zu weniger als zehn Prozent dienstlich genutzt, gilt er als Privatvermögen. Dann können Unternehmen keine Kreditkosten steuerlich geltend machen. Wer ein Fahrtenbuch führt, kann eventuelle Vorbehalte der Finanzbehörden leichter entkräften.
Schriftlicher Darlehensvertrag
Voraussetzung für die steuerliche Anerkennung eines privaten Firmenkredites ist, dass die Vertragspartner marktübliche Konditionen vereinbaren. Daher ist ein schriftlicher Darlehensvertrag dringend angeraten. Mündliche Absprachen wecken hingegen das Misstrauen der Finanzbehörden und sind kaum zu belegen. Marktüblich sind Verträge dann, wenn sie alle wichtigen Aspekte wie Zinssatz, Tilgung, Besicherung und Kündigungsrecht eindeutig regeln.
Doch damit nicht genug: Die Vertragspartner sollten die Vereinbarungen nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern genauestens einhalten. Tipp für Kreditnehmer: Sie sollten für die Zins- und Tilgungszahlungen frühzeitig Terminüberweisungen einrichten, um den Zahlungsverpflichtungen pünktlich nachzukommen. Kreditgeber hingegen sollten den Kredit zum vereinbarten Zeitpunkt zur Verfügung stellen und ausbleibende Zahlungen konsequent einfordern. Halten die Vertragspartner die vereinbarten Regeln nicht genau ein, ruft das meist den Fiskus auf den Plan und die Steuervorteile geraten ins Wanken.
Win-win-Situation
Grundsätzlich sollten Kreditnehmer und -geber Darlehensverträge vorab mit ihrem Steuerberater besprechen - dann sind Darlehen im Familien- und Freundeskreis eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Quelle: Dachbau Magazin
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