Unternehmen sollten jede Gelegenheit nutzen, ihre wirtschaftliche und steuerliche Situation offen, transparent und schonungslos zu überprüfen. Damit lässt sich die Bilanz oftmals optimieren, um die eigene Leistungsfähigkeit herauszustellen. Sie sollte nicht nur mit Blick auf die Steueroptimierung aufgestellt werden.
Auch wenn der letzte Jahresabschluss vielleicht noch nicht lange her ist – der nächste 31. Dezember als üblicher Schlusstag für den Jahresabschluss kommt mit Sicherheit. Und Unternehmer und Finanzverantwortliche sollten sich zu jeder Gelegenheit mit der unternehmerischen Planung fürs kommende Jahr befassen. Diese Planung umfasst verschiedene Dimensionen, darunter natürlich auch Steuern und Finanzen.
„Im Mittelpunkt der finanziellen und fiskalischen Planung stehen die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung als zwei von drei zentralen Bestandteilen des Jahresabschlusses eines Unternehmens. Sie dienen dazu, die Vermögenslage und die wirtschaftlichen Ergebnisse eines Unternehmens und damit dessen Leistungsfähigkeit darzustellen und sind unter anderem maßgeblich zur Ermittlung der Steuerlast“, sagt Torsten Lambertz, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Partner der multidisziplinären WWS-Gruppe (www.wws-gruppe.de).
Kurzum bedeute das: Wer den Jahresabschluss als echtes strategisches Planungsinstrument ansehe, das nicht nur für die Augen des Finanzamtes erstellt werde und dann wohlgefällig im Regal verschwinde, brauch Zeit zur Vorbereitung und dafür, aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (gemeinsam mit Steuerberater und/oder Wirtschaftsprüfer) die richtigen Entscheidungen abzuleiten. „Die Bilanz ist ein wichtiges Instrument zur Präsentation der unternehmerischen Substanz. Wir können durch die frühzeitige Analyse der Bilanz interessante Wertschöpfungspotenziale entdecken, um beispielsweise zu einer positiveren realistischen wirtschaftlichen Darstellung zu gelangen und die Bewertung eines Unternehmens objektiv zu vereinfachen“, erklärt Torsten Lambertz.
Er rät daher dazu, sich immer wieder mit den wesentlichen Kennziffern mit Blick auf die unternehmerische Leistungsfähigkeit auseinanderzusetzen und die Ergebnisse im Jahresabschluss nicht „klein zu rechnen“, um Steuern zu sparen. Diese Darstellung der Leistungsfähigkeit ist zum Beispiel laut Torsten Lambertz bei Finanzierungsgesprächen wichtig. „Diese können aufgrund eines bilanziellen Fehlers scheitern. Das ist mehr als ärgerlich, denn jeder Unternehmensverantwortliche weiß, was es bedeutet, eine notwendige Finanzierung nicht zu erhalten.“
Der professionell aufgestellte Jahresabschluss zeige also die tatsächliche wirtschaftliche und steuerliche Situation und eigne sich daher (abhängig vom Ergebnis) auch dafür, in Bankgesprächen als positiver Aspekt vorgebracht zu werden. Torsten Lambertz betont aber: „Die Aufstellung eines Jahresabschlusses basiert in erster Linie auf den handelsrechtlichen Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung. Es darf dabei nicht getrickst werden kann, um ein gewünschtes Verhandlungsergebnis, beispielsweise bei der Bank, zu erzielen.“
Ebenso schwierig sei der Umgang mit immateriellen Aktiva wie Marken, Drucktitel, Verlagsrechte, Kundenlisten und vergleichbaren Vermögensgegenstände. Diese besäßen zwar für die Bewertung eines Unternehmens eine wachsende Bedeutung, sagt Torsten Lambertz. „Sie könnten aber nicht in die bilanzielle Präsentation aufgenommen werden, um die Stärke eines Unternehmens darzustellen. Diese immateriellen Vermögensgegenstände sind, sofern sie vom Unternehmen selbst geschaffen wurden, nicht aktivierungsfähig. Auch bei einer gründlichen Analyse des Jahresabschlusses lassen sich solche Vermögenswerte nicht zwangsläufig erkennen oder gar bewerten.“
„Auch für die Planung der Unternehmensübertragung ist eine dauerhaft gesunde Bilanz wichtig. Ob für familieninterne Nachfolger oder Käufer, aus der Bilanz lassen sich die historischen Ergebnisse ablesen und damit auch die Potenziale für die zukünftige Ertragsstärke erkennen“, betont der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Torsten Lambertz. Je besser die Bilanz, desto höher die Chancen einer erfolgreichen und lukrativen Übertragung. Daher sollte dieses Instrument kontinuierlich betrachtet und ernstgenommen werden – die Bilanz ist nichts, was nur für die Augen des Finanzamts erstellt wird und dann im Schrank verschwinden kann.
Quelle: PT-Magazin
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