09.2024
Wie wirkt sich altersgerechter Umbau auf die Steuer aus?
Wer Wohnung oder Haus altersgerecht umbauen will, steht vor vielen Herausforderungen. Eine davon ist die steuerliche Gestaltung. Denn die Behörden legen strenge Regeln an.
Im Alter so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben, ist für viele Menschen ein wichtiges Ziel. Dieses Ziel erfordert jedoch eine frühzeitige Planung und Anpassung des Wohnraums, um den veränderten körperlichen Anforderungen gerecht zu werden. Der altersgerechte Umbau einer Wohnung oder eines Hauses ist eine zentrale Maßnahme, die es älteren Menschen ermöglicht, selbstbestimmt und sicher zu leben. Indem man rechtzeitig entsprechende Veränderungen vornimmt, lassen sich nicht nur potenzielle Gefahrenstellen beseitigen, sondern auch zukünftige Belastungen vermeiden, sowohl emotional als auch finanziell. Die Planung und Durchführung solcher Umbaumaßnahmen sollten daher gut durchdacht und sorgfältig umgesetzt werden, um im Alter den gewohnten Komfort und die Sicherheit des eigenen Zuhauses aufrechterhalten zu können.
Erhöhung der Sicherheit und Selbständigkeit
Ein wesentliches Ziel des altersgerechten Umbaus ist es, Barrieren im Wohnraum abzubauen und Stolperfallen zu vermeiden. Oft sind es die kleinen Veränderungen, die bereits eine große Wirkung haben und mit relativ geringem Aufwand umgesetzt werden können. Das Entfernen oder sichere Befestigen von Teppichen und Läufern, das Entfernen nicht benötigter Möbelstücke oder das Anbringen eines zweiten Handlaufs an der Treppe sind Beispiele dafür, wie man mit einfachen Mitteln die Sicherheit im Alltag erheblich steigern kann. Auch Haltegriffe in der Dusche oder an der Badewanne sowie eine gute Beleuchtung tragen zur Reduzierung von Unfallrisiken bei. Diese Maßnahmen können im Bedarfsfall entscheidend dazu beitragen, dass sich ältere Menschen in ihrem Zuhause sicher fühlen und selbständig bleiben können.
Eine weitere wichtige Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit und Selbständigkeit ist die Installation eines Hausnotrufsystems. Solche Systeme bieten vor allem alleinlebenden Menschen die Möglichkeit, in einer Notsituation schnell Hilfe zu rufen. Ein Notrufsender, der als Armband, Anhänger oder Brosche getragen wird, ermöglicht es, auf Knopfdruck eine Verbindung zur Notrufzentrale herzustellen. Auch wenn man nach einem Sturz oder in einer gesundheitlichen Notsituation nicht mehr in der Lage ist zu sprechen, sorgt das System dafür, dass die nötige Hilfe unverzüglich eingeleitet wird. Diese Technologie schafft nicht nur Sicherheit, sondern auch ein Gefühl der Geborgenheit, da man weiß, dass im Notfall jederzeit Unterstützung zur Verfügung steht.
Finanzierung eines altersgerechten Umbaus kann auf verschiedenen Wegen erfolgen
Neben den technischen und baulichen Maßnahmen ist auch eine fundierte Beratung von großer Bedeutung. Verschiedene Stellen wie die Wohnberatungsstellen der Gemeinden, Kirchen, Wohlfahrtsverbände und Verbraucherzentralen bieten umfassende Informationen und Hilfestellungen zum altersgerechten Umbau an. Hier können Interessierte erfahren, welche Umbaumaßnahmen sinnvoll und notwendig sind und wie diese finanziert werden können. Auch die Kontaktaufnahme zu seniorenerfahrenen Handwerkern oder Architekten kann über diese Beratungsstellen erfolgen. Eine gute Beratung ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen den individuellen Bedürfnissen gerecht werden und langfristig die Lebensqualität verbessern.
Die Finanzierung eines altersgerechten Umbaus kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. So übernehmen Krankenkassen beispielsweise die Kosten für Hilfsmittel wie einen Badewannenlift, sofern dieser ärztlich verordnet wird und die Kriterien der Standardversorgung erfüllt. Auch die Pflegekassen unterstützen bauliche Maßnahmen, die die Pflege zu Hause erleichtern, wie die Verbreiterung von Türen oder den Einbau eines Treppenlifts. Hier können bis zu 4000 Euro pro Maßnahme erstattet werden. Es ist jedoch wichtig, dass die Notwendigkeit der Maßnahmen medizinisch belegt wird, um die Kostenübernahme sicherzustellen. Darüber hinaus gibt es öffentliche Fördermittel, die über Programme der KfW-Bank bereitgestellt werden. Diese ermöglichen es, Wohnungen barrierefrei oder barrierereduziert zu gestalten, indem zinsgünstige Kredite oder Zuschüsse gewährt werden. Auch Mieter können mit Zustimmung ihres Vermieters von diesen Fördermitteln profitieren. Die Abwicklung der Förderungen erfolgt in der Regel über die Hausbank, die auch bei der Auswahl und Beantragung der geeigneten Programme unterstützt.
Altersbedingte Umbaumaßnahmen als außergewöhnliche Belastung
Zusätzlich zu den finanziellen Hilfen durch Krankenkassen, Pflegekassen und öffentliche Fördermittel besteht die Möglichkeit, die Kosten eines altersgerechten Umbaus in der Steuererklärung geltend zu machen. Diese können als außergewöhnliche Belastungen abgesetzt werden, sofern ein ärztliches Attest die Notwendigkeit der Maßnahmen bescheinigt. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass das Finanzamt nur Standardausführungen anerkennt, während Luxusausführungen steuerlich nicht berücksichtigt werden. Aber ein altersgerechter Wohnungsumbau stellt nur dann eine steuerlich geltend zu machende außergewöhnliche Belastung dar, wenn die Umbaukosten unmittelbar aufgrund einer Krankheit oder Behinderung veranlasst sind. Die Aufwendungen müssen der Heilung dienen oder zumindest dazu geeignet sein, eine Erkrankung erträglicher zu machen oder einen „existenznotwendigen Wohnbedarf zu befriedigen“. Das Argument des „vorausschauenden Handelns“ genügte zuletzt beispielsweise dem Finanzgericht Nürnberg nicht, das einem Steuerpflichtigen die Geltendmachung von Umbaukosten versagte, der ohne Bescheinigung über das Erfordernis der durchgeführten Baumaßnahmen steuerliche Vorteile erlangen wollte.
Insgesamt zeigt sich, dass der altersgerechte Umbau eines Wohnraums viele Aspekte umfasst, die gut durchdacht und geplant werden müssen. Von baulichen Veränderungen über die Installation sicherheitsrelevanter Systeme bis hin zur Finanzierung – wer sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzt, schafft die Grundlage für ein sicheres und selbstbestimmtes Leben im Alter. Die rechtzeitige Planung ermöglicht es zudem, die Maßnahmen über einen längeren Zeitraum zu verteilen und so die finanziellen Belastungen zu reduzieren. Auf diese Weise können Senioren in ihrem vertrauten Zuhause bleiben und die gewohnte Lebensqualität auch im Alter genießen. Die Expert:innen für Steuerberatung der WWS-Gruppe unterstützen bei der Lösung dieser steuerlichen Fragestellungen im Rahmen des altersgerechten Umbaus.
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